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„Zukunft auf Schienen: Die Bahn als Schlüssel zur nachhaltigen Mobilität!“ / „Alte Gleise, neue Wege: Reaktivierung von Bahnstrecken für eine bessere Anbindung - Jetzt!“ Infos auch unter www.westmünsterlandbahn.de

Die Reaktivierung von Schienenwegen für den Personennahverkehr

 

Die Stilllegung von Eisenbahnverbindungen - besonders in ländlichen Regionen- so auch im westlichen Münsterland. hat eine bedauerliche Tradition. Bis Ende 2022 wurden von dem vormals dichten Streckennetz ca. 1.300 km Schienenweg stillgelegt. Dieses entspricht einem Drittel des westfälischen Eisenbahnnetzes.

 

Mitte der 1990-er Jahre wurde die Verantwortung und die Finanzierung des Schie-nenpersonennahverkehrs (SPNV) dem Bund bzw. den Bundesländern übertragen. Die Länder ihrerseits übertrugen die Aufgaben den Zweckverbänden. Für den Bereich Westfalen ist dieses speziell der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Er ist es auch, der die Machbarkeitsstudien 2020 und 2024 über die mögliche Wiederinbetriebnahme der Verbindung Bocholt - Borken - Coesfeld verantwortet. Eine solche Wiederaufnahme würde für den Schienenverkehr im westlichen Münsterland einen Meilenstein in Richtung Verkehrswende und "Mobilität für Alle" bedeuten.

Die dazu notwendigen finanziellen Mittel, die sog. "Regionalisierungsmittel"  sollen dazu die Verkehre in ländlichen Regionen, insbesondere auf der Schiene, stärken.

Reaktivierung von Bahnstrecken - Chance für die Verkehrswende. Quelle: www.pixabay.com/ Manfred Antranias Zimmer Reaktivierung von Bahnstrecken - Chance für die Verkehrswende. Quelle: www.pixabay.com/ Manfred Antranias Zimmer

Neben der Sanierung von Schienenwegen rückt  in den vergangenen Jahren auch das Thema "Reaktivierung" immer stärker in den Vordergrund. Die Wiederinbetriebnahme von Bahnverbindungen, die z.T. vor Jahrzehnten eingestellt wurden. 
Der "Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der weltweit größte Verkehrsverband, widmet sich diesem Thema seit Jahren. In einer Wiederauflage der Untersuchung  "Auf der Agenda: Reaktivierung von Eisenbahnstrecken"  weist der VDV nach, dass 75% der Machbarkeitsstudien ein positives Ergebnis für eine Reaktivierung ergeben.
Zusammenfassend nennt der VDV folgende 4 Gründe, die für eine Reaktivierung von Schienenwegen sprechen:

  1. Reaktivierungen bilden einen aktiven Beitrag zur Verkehrswende, Verkehrsverlagerung, zum Klima- und Umweltschutz.
  2. Eine Wiederinbetriebnahme von Bahnverbindungen erschließen besonders ländliche Räume. Strukturschwache Räume werden gestärkt . Ein funktionierendes Bahnnetz bedeutet zugleich Standortvorteile für die Bürger:innen und auch die regionale Wirtschaft.
  3. Zahlreiche Mittelzentren sind häufig überhaupt nicht mehr an das Bahnnetz angeschlossen oder als Endstation nur einseitig. Im westlichen Münsterland sind besonders betroffen: Stadtlohn, Vreden. Bocholt und Borken sind als Endstation angeschlossen, waren aber in früheren Jahrzehnten bis zur Stilllegung Bahnknotenpunkten in viele Richtungen, teilweise auch grenzüberschreitend in die Niederlande.
  4. Reaktivierungen wirken sich auch auf den Güterverkehr positiv aus und bieten die Chance einer größeren Verlagerung des Transports über die Schiene.

Entwidmete Bahnstrecken sind als normale Grundstücke nutzbar und können überbaut werden. Eine Reaktivierung dieser Strecken wird daher als Neubau betrachtet und erfordert dann ein Planfeststellungsverfahren. Diese Projekte scheitern häufig an hohen Kosten für die Entfernung von Überbauungen und Konflikten mit Grundstückserwerbern. Durch die Gesetzesnovelle des Allgemeinen Eisenbahngesetzes, die am 29.12.2023 in Kraft getreten ist, wird ein Bahnbetriebszweck nun als "überragendes öffentliches Interesse" eingestuft. Dies erschwert zukünftige Entwidmungen deutlich und stärkt das Interesse an der Erhaltung von Bahntrassen. Die Entwidmung kann nur noch in Ausnahmefällen erfolgen, wobei zahlreiche Träger öffentlicher Belange, darunter Eisenbahnunternehmen und Planungsbehörden, in die Entscheidung einbezogen werden müssen.

Die bereits erfolgten Freistellungen sind jedoch rechtswirksam, was die Reaktivierung von betroffenen Strecken vor Herausforderungen stellt.

Reaktivierung der Schiene in strukturschwachen Räume - Eine Chance für die Bürger und die Wirtschaft. Quelle: www.pixabay.com / Rene-SchueReaktivierung der Schiene in strukturschwachen Räume - Eine Chance für die Bürger und die Wirtschaft. Quelle: www.pixabay.com / Rene-Schue

Basis für die Überlegungen, Strecken wieder aufzubauen, bilden die sog. Machbarkeitsstudien. Mit der (neu aufgelegten) standardisierten Bewertung, in die nun auch Umwelt- und Klimafaktoren mit einfließen, wird der sog. "Nutzen-Kosten-Faktor" ermittelt, der über die Förderwürdigkeit einer Reaktivierung entscheidet. Ergibt eine solche Untersuchung einen Faktor >"1", ist eine Reaktivierung aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Wichtig auch: Die Trasse sollte noch vorhanden und als Bahnbetriebsanlage "gewidmet" sein. Dieses beschleunigt planungsrechtlich einen Wiederaufbau von Verbindungen.

 

Ein leuchtendes Beispiel einer gelungenen Reaktivierung ist der Wiederaufbau der Strecke Gronau - Enschede (NL). Nachdem diese Verbindung 1981 eingestellt wurde, begann 2001 die Reaktivierung der 7,5km langen Strecke. Seither pendeln die Züge im 30-Minutentakt und werden zudem am 2025 startenden Projekt "S-Bahn-Münsterland" partizipieren.

Die Veröffentlichung der neu aufgelegten Machbarkeitsstudie zur möglichen Reaktivierung der Verbindung Bocholt - Borken - Coesfeld wird vom NWL für das 2. Quartal 2024 angekündigt.

 

Quellen:

VDV "Auf der Agenda: Reaktivierung von Eisenbahnstrecken": https://www.vdv.de/reaktivierung-bahnstrecken.aspx

Hübschen, Christian: Reaktivierungen im Schienenpersonennahverkehr in Westfalen:

https://www.westfalen-regional.de/de/spnv_reaktivierungen/

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 Heribert Lülf / Heinz Peirick / Richard Vespermann:

 

„Abgeschnitten vom Weltverkehr“
Preis:  26,80 Euro
Verlag: DGEG Medien, medien@dgeg.de.
ISBN: 978-3-946594-18-5.

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